
Das Projekt „Offenes Begegnungshaus“ konnten wir, nachdem Corona sich einigermaßen beruhigt hatte, und wir dem Haus einen Frühjahrsputz verpasst hatten, im März fortsetzen. Jeden Freitag hat Samar Alshawesh unser Haus von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Das Angebot wird gut angenommen, im Durchschnitt kommen 20 bis 30 Leute, mehr Kinder als Erwachsene. An den Freitagen werden neue Bewohner des Flüchtlingswohnheims begrüßt, Hilfen organisiert, Behördenbriefe erklärt, Kaffee getrunken, geschwatzt, gespielt und getobt. Neben Samar sind auch immer einige der ehrenamtlich Aktiven dabei. Wolfgang leitet parallel die Fahrradreparatur an und Marina lädt zur Bastelwerkstatt ein, um das Haus passend zur Jahreszeit immer wieder neu zu dekorieren. Im Oktober und November hat Arletta Zebrowski auch mittwochs das Haus geöffnet, da sich dieses Angebot aber nicht bewährt hat, teilen sich die beiden Frauen jetzt die Arbeit an den Freitagen.


Anfang des Jahres haben wir beim Kreistag eine Petition eingereicht, mit dem Ziel, dass der Landkreis im Flüchtlingswohnheim nach 7 Jahren Internet einrichtet, hatten aber damit keinen Erfolg. Nach einem Angriff von älteren Schülern auf eine Grundschülerin aus Syrien, haben wir uns an die Polizei, die Schule und den Schul- und Kitaausschuss gewandt. Es gibt auch Klagen über zu Ausländern sehr unfreundliche Busfahrer. Denen werden wir nachgehen.

Im April haben wir Geflüchtete aus der Ukraine eingeladen, haben ihnen angeboten, das Haus zu nutzen, auch außerhalb der offenen Freitage. Wir haben gemeinsam Pelmeni zubereitet und an einer langen Tafel gegessen. Bisher sind daraus aber keine engeren Kontakte entstanden. Ebenfalls im April haben wir Frau Austermann von der Kausa-Beratungsstelle eingeladen, die zur Akademie für betriebswirtschaftliche Weiterbildung gehört und jungen MigrantInnen hilft einen Ausbildungsplatz zu finden. Wie schon in den vergangenen Jahren unterstützen Paten-Omas oder Opas einige Familien sehr intensiv.


Ein Schwerpunkt unserer Initiative ist die Lernunterstützung, in erster Linie für Kinder, aber auch für Erwachsene, die sich auf eine Prüfung vorbereiten. 6 Aktive helfen Schülern jede Woche. Außerdem konnten wir 3 Gymnasiasten gewinnen, die bei den Hausaufgaben und beim Lernen helfen. Im Juni begann der Nähkurs mit Frau Gaeth, der noch immer weitergeht.


Pfarrer Wilhelm hat am 8. Juni interessierten muslimischen Kindern und einigen Erwachsenen die Marienkirche gezeigt und sie als für alle offenes Haus beschrieben. Zum Martinsfest im November sind wir dann wieder seiner Einladung gefolgt und haben mit mehreren Kindern und selbstgebastelten Laternen am Umzug durch die Stadt teilgenommen.


Am 30. Juli konnten wir das erste Mal nach Corona wieder ein großes Sommerfest veranstalten mit fast 150 Gästen. Es gab Life-Musik, Hüpfburg, Kinderschminken, eine Bastelstraße, eine Popcornmaschine und einem syrischen und einem pakistanischen Grillmeister. Die Arche aus Schulzendorf, der Jugendklub und der Frauenkreis haben uns unterstützt. Anfang August haben wir eine gut besuchte Infoveranstaltung zum Bildungs- und Teilhabepaket angeboten. Es wurden viele
Formulare ausgefüllt. Ab September hat die Musikerin Corry Sindern im Rahmen des offenen Hauses mehrmals mit Kindern gesungen und musiziert.


Ein Höhepunkt des Jahres war der Theaterworkshop mit dem Regisseur Francesco Piotti in den Herbstferien, initiiert und gefördert vom Kreisjugendring. 15 Kinder haben drei Tage lang geprobt und am 4. Tag vor Publikum in unserem Haus gezeigt, was sie sich erarbeitet hatten. Es war berührend und die Kinder waren sehr stolz. Die Kindermalzeit wurde von Viviane geleitet. Kinder und Eltern konnten an mehreren Samstagen zusammen malen.


2022 gab es nach zweijähriger Coronapause auch wieder eine Große Weihnachtsfeier. Im Vorfeld haben die Kinder viele Plätzchen gebacken, die Mütter haben gekocht und leckere Speisen zubereitet und Marina hat das Basteln von wunderbaren Sternen angeleitet. Der Saal war voll am 16. Dezember. Kinder haben Gedichte gesprochen, eine ukrainische Gruppe hat Lieder aus ihrer Heimat gesungen und der Weihnachtsmann konnte dank der Spenden von der Arche für ca. 70 Kinder Geschenke verteilen. Insgesamt war es ein intensives Jahr, das 9. Jahr der Willkommensinitiative. Wir haben zwei aktive Mitstreiter hinzugewonnen und leider einen verloren. Michael Baumann, der seit 2014 dabei war, ist Ende November verstorben. Bedanken möchten wir uns für die Unterstützung durch die Arche in Schulzendorf, das Amt Gransee, den Frauenkreis Oberhavel Nord und die Sozialarbeiterinnen des Flüchtlingswohnheims.
